Hessen-Darmstadt, Kavalleriepistole 1822/44UM
Dieses Pistolenmuster wurde für die Großherzoglich hessische Kavallerie in der württembergischen Gewehrfabrik Oberndorf gefertigt.
Nussbaumvollschaft mit Messingbeschlägen, diese bestehend aus an der Schaftunterseite in einem eisernen Widerlager verschraubtem Laufring ähnlich dem der badischen Kolbenpistole M 1853/58, Abzugsbügel, Kolbenkappe und s-förmigem, gewölbtem Schlossgegenblech. Oberer und unterer Kolbenbügel aus Eisen. Runder, am Pulversack seitlich abgeflachter Lauf mit seitlichem Pistonsockel. Abzug mit neuer Stifteinrichtung württembergischer Art mit einfach verschraubtem Unterlegplättchen. Aptiertes Perkussionsschloss mit Aptierungsmerkmalen und mit Drehhebelsicherung an der Außenseite der Schlossplatte. Herstellersignatur „FABRIK OBERNDORF“ auf dem Schlossblech unter der Hebelsicherung nur noch partiell lesbar. Seriennummer „1643“ am Pulversack oben links und im Schaftbett. Oberhalb der Seriennummer die hessische Abnahmemarke „aufrechter Löwe nach links“. Truppenstempelung „II.R.A.29“ des. 2. Reiter-Regiments 1. Eskadron, Waffe 29 nach der Stempelvorschrift von 1829 am Kolben rechts. Die Spitze des Hahnsporns ist abgebrochen!Gesamtlänge 366mm, Lauflänge 202mm, Kaliber des glatten Laufs 17,1mm, Gewicht 1.213g
Bereits im Jahr 1822, während der Planungsphase für die Neuorganisation und Umbewaffnung - hatte sich die Darmstädter Regierung an die badische Gewehrfabrik in St. Blasien, aber auch an die Königlich Württembergische Gewehrfabrik in Oberndorf am Neckar gewandt und um Übersendung von Musterwaffen gebeten. St. Blasien lieferte in der Folge eine kleine Anzahl von Pistolen M 1816 und typgleiche Karabiner. Doch zum Zuge kam - möglicherweise wegen des günstigeren Angebots - vielleicht aber auch wegen der günstigeren und näheren Transportwege die württembergische Gewehrfabrik in Oberndorf und St. Blasien ging leer aus.Vergl. Udo Lander, Angepasst – hessische Kavalleriepistole 1822/44/56UM, in DWJ 05.2018, S.88ff