Preußen, Kavalleriepistole Scharnhorst, Fertigung ab 1813 in der Gewehrfabrik Potsdam-Spandau
Nummer: 0478 VERKAUFT
Preußen, Kavalleriepistole Scharnhorst, Fertigung ab 1813 in der Gewehrfabrik Potsdam-Spandau
Dies ist die erste in Preußen entwickelte Pistole, die in ihrer Länge deutlich reduziert war, jedoch erst nach den Befreiungskriegen ausgegeben wurde
Schwarz gebeizter Buchenholzschaft mit nachträglich angebrachter (nicht störender) Ladestocknut, Messingbeschlägen, bestehend aus ganzem Mündungsring, Abzugsbügel, Kolbenkappe mit angedeuteten, seitlichen Sporen und s-förmigem, flachem Schlossgegenblech.
Neupreußisches Steinschloss mit gewölbtem Herzhahn, gegossener Messingpfanne und spitz auslaufendem Schloßblech, Batterie im oberen Viertel nach vorne abgewinkelt. Runder, am Pulversack kantiger Lauf mit konischem Zündloch. Dachförmiges Messingkorn auf dem Lauf, keine Kimme. Das Schwanzschraubenblatt endet rund. Lauf/Schaft-Verbindung durch Kreuzschraube und zwei Stiften mit entsprechenden Laufösen, sowie einem Mündungsring. Herstellung in der Gewehrfabrik Potsdam-Spandau unter der Leitung der Gebrüder Schickler, entsprechende Signatur „Potsdam“ unter Krone über „G.S.“ auf dem Schlossblech außen. Superrevision „FW“ unter Krone am Schaft links und am Pulversack oben links. Darunter „S“ für Spandau. Herstellungszeitraum zwischen 1813 und 1823
Gesamtlänge 418mm, Lauflänge 240mm, Schlosslänge 131mm, Kaliber des glatten Laufs 16,5mm
Mit der Entwicklung eines neuen Pistolenmodells für die Kavallerie ließ man sich in Preußen während der Zeit der französischen Besatzung weitaus mehr Zeit, als dies mit den Gewehren für die Infanterie der Fall gewesen war. Zwar hatte man bereits im Januar 1811 eine gezogene Waffe, die Büchse 1811 für die Kavallerie normiert und eingeführt, doch erst die Aussicht auf die höchst verlustreiche Teilnahme eines preußischen Korps am Feldzug gegen Russland auf Grund des mit Frankreich geschlossenen Bündnisvertrages gab den Anstoß zur Entwicklung einer neuen Kavalleriepistole.
Mitte August 1812 erst begannen die diesbezüglichen Aktivitäten. Als Vorbild für die neue preußische Pistole diente das französische Pistolenmuster M an 9/13. Allerdings unterschied sich der von General v. Scharnhorst angeregte Entwurf doch sehr deutlich vom französischen Pendant: Der Entwurf besaß zwar einen nahezu formgleichen Kolben mit Kolbenkappe, jedoch keinen eigenen Ladestock, also auch keine Ladestocknut mit entsprechenden Röhrchen mehr, hatte ein konisches Zündloch, eine im oberen Viertel nach vorne abgewinkelte Schlagfläche der Batterie und ein Messingkorn auf dem Lauf. Die Probestücke nach diesem Entwurf wurden in der Gewehrfabrik Neiße angefertigt. Eine richtige Serienproduktion dieser Pistole in der Fabrik Neiße wurde aber erst 1813 aufgenommen, war aber sicherlich nicht von langer Dauer - Pistolen der Neißer Fabrikation sind, gemessen an der Häufigkeit ihrer ebenfalls raren Pendants aus Potsdam-Spandau extrem selten.
Auch in Potsdam-Spandau bemühte man sich offensichtlich, eine neue Pistole zu entwerfen und herzustellen, jedoch ist ebenfalls unbekannt, wann dort die Produktion dieser Pistolen begann und warum dies in Konkurrenz zu Neiße geschah. Die Waffen aus Neiße und Potsdam-Spandau unterschieden sich ganz erheblich. Der Hauptunterschied lag in der Form des Kolbens und der Kolbenkappe, die beim Muster aus Potsdam-Spandau noch sehr an die letzte altpreußische Pistole M 1789 erinnert. Auch Abzugsbügel und Schlossgegenblech haben eine andere Form.
Während die ersten in Potsdam-Spandau produzierten Pistolen 1813 noch flache Schlossbleche mit ebensolchen Herzhähnen, sowie einen auf seiner gesamten Länge runden Lauf besaßen, erhielten die nach 1813 bis ca. 1824 dort gefertigten Pistolen gewölbte Schlösser mit am Pulversack kantigen Läufen. Diesem Muster entspricht die hier ausgestellte Pistole. Gemeinsam aber war beiden Entwürfen die Beibehaltung der antiquierten Verbindung von Lauf und Schaft mittels Stiften und Ösen sowie das Laufkaliber, das mit 16-17mm demjenigen der Karabiner entsprach. Erst die letzten in Potsdam gefertigten Pistolen erhielten einen ganzen, um Vorderschaft und Lauf herumgehenden Laufring, welcher in einem an der Laufunterseite angebrachtren Gewindesockel verschraubt war.
Festzustellen ist schließlich, daß vermutlich nur wenige der neuen Pistolen in den Befreiungskriegen zum Einsatz gekommen sind, da zum Zeitpunkt des Kriegsbeginns am 17. März 1813 die Konstruktionsmerkmale der neuen Pistole für die Fertigung in Neiße noch nicht einmal endgültig festgelegt waren.
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