Erzbistum Köln, Kavalleriepistole 1775, Fertigung Henri Petitjean in Lüttich
Höchst seltenes Exemplar eines kleinen deutschen Kontingents, gefertigt in Lüttich vermutlich nach österreichischem Vorbild
Nussbaum-Vollschaft mit Messing-Beschlagteilen, diese bestehend aus halbem Vorderschaftband, zwei runden Ladestockröhrchen, einteiligem Abzugsbügel, am Vorderteil und an der Kolbenunterseite verstiftet, kräftige Kolbenkappe mit langen seitlichen Sporen und flächigem Schlossgegenblech für zwei Schrauben. Bestandnummer „N29“ am Schlossgegenblech und an der Unterseite des Vorderschafts. Steinschloss mit flachem, an den Kanten abgeschrägtem Schlossblech und entsprechendem Schwanenhalshahn, facettierter Eisenpfanne mit Steg zum Batterielager und von außen verschraubter Batterie. Alle Schrauben der Schlossmechanik wurden ergänzt. Messing-Daumenblech auf dem Kolbenhals mit bekröntem Monogramm „CAvM“ , vermutlich für Clemens August von Münster, Fürsterzbischof von Köln. Herstellersignatur des Lütticher Büchsenmachers „PETITJEAN“ auf dem Schlossblech unterhalb der Pfanne. Auf der gesamten Länge runder Lauf mit geradem Abschluss der Schwanzschraube. Visiereinrichtung mit auf dem Schwanzschraubenblatt eingefeilter Kimme und Messing-Langkorn auf dem Lauf, 35 mm hinter der Mündung.Gesamtlänge 472 mm, Lauflänge 295 mm, Schlosslänge 130 mm, Kaliber des glatten Laufs 17,23 mm, Gewicht 1.365 g
Henri Petitjean war ein Büchsenmacher in Lüttich, welcher in den Jahren von 1770 bis 1790 dort nachweisbar ist. Er belieferte 1789 die dortigen Aufständischen mit Waffen. Der äußere Habitus der Pistole ist sehr stark von Pistolen der österreichischen Armee beeinflusst, insbesondere von der Kavalleriepistole M 1744, der sie in manchen Details entspricht. Dies erscheint umso weniger ungewöhnlich, als Österreich bis 1796 die Österreichischen Niederlande, zu denen auch Lüttich gehörte, beherrschte und folglich dort österreichische Truppen stationiert waren.