Frankreich, Kavalleriepistole M 1822, St. Etienne
Dies ist die letzte Steinschlosspistole der französischen Kavallerie - da der allergrößte Anteil dieser Waffen ab 1840 perkussioniert wurde, ist eine Pistole in der originalen Steinschlossversion heute enorm selten
Nussbaumhalbschaft mit Messingbeschlägen, diese bestehend aus Laufring mit Steg zur vorderen Schlossschraube, eingehaktem und verschraubtem Abzugsbügel, Kolbenkappe mit Fangriemenöse und s-förmigem, gewölbtem Schlossgegenblech. Oberer und unterer Kolbenbügel aus Eisen. Runder am Pulversack kantiger Lauf ohne Visiereinrichtung. Trichterförmiges Zündloch. Am Pulversack oben links Stempel „S 1924“, darunter Seriennummer „591“. Modellbezeichnung „Mle 1822“ auf dem Schwanzschraubenblatt. Steinschloss mit bombiertem Herzhahn und ebensolchem Schloßblech; waagrechte Messingpfanne mit hahnseitigem Feuerschirm, Batteriedeckel mit geradem Fuß, von außen verschraubte Batteriefeder. Schlossplattensignatur „Mre. Rle. de St.Etienne“, darüber Inspektionsmarke „T“ im Oval (E. Tete, Kontrolleur in St. Etienne von 1820-1836),. Holzstempel „491“ am Schaft links hinter der zweiten Schlossschraube. Endabnahmestempel in Form von zwei konzentrischen Kreisen und Fertigungsjahr „Oktobre 1824“. Originaler, eiserner Ladestock mit nagelförmigem Kopf und Endgewinde zum Aufschrauben eines Krätzers. Gesamtlänge 348mm, Lauflänge 200mm, Kaliber des glatten Laufs 17,1mm.
Diese Waffe ist eine der wirklich seltenen Kavalleriepistolen M 1822, die aus welchen Gründen auch immer, nicht den Umbauarbeiten auf das Perkussionssystem ab 1840 unterzogen worden sind. Ihre Metallteile sind nahezu neuwertig. Die Schlossmechanik arbeitet einwandfrei. Der Schaft ist ohne Schäden. Mit der Kavalleriepistole M 1822 hatte die französische Kavallerie meine Waffe bekommen, die innerhalb der europäischen Staaten ihresgleichen suchte. Sie war vom technischen Standpunkt her nahezu ultramodern und auf dem absolut neuesten Stand der Technik. Dies wird insbesondere dann deutlich, wenn man sich vor Augen hält, dass erst ein Jahr nach Normierung der französischen Pistole M 1822 das preußische Kriegsministerium die Steinschlosspistole M 1823 zum Modell erhob, die im Großen und Ganzen nur eine recht einfache Kopie der in Frankreich längst zum alten Eisen gehörenden Pistole M an 9 war. Vergl. Lander, Udo: Schwanengesang - die französischen Kavallerie- und Offizierpistolen M 1816 und M 1822 in DWJ 3/1996 und 4/1996