Frankreich, Marinepistole 1779, 1. Modell
Dies ist die erste Ordonnanzpistole der französischen Kriegsmarine und nur in geringer Stückzahl in Tulle gefertigt.
Nussbaum-Halbschaft mit. Messingbeschlägen, diese bestehend aus Kolbenkappe, kleinem Schlossgegenblech mit Ankerpunkt für den eisernen Gürtelhaken, Laufring mit Steg zum Abzugsbügel und Langkorn sowie eingehaktem Abzugsbügel. Unterer und oberer Kolbenbügel aus Eisen. Runder, am Pulversack seitlich abgeflachter Lauf mit Fertigungsjahr „82“ am Pulversack oben links und am Schaft links. Gekürztes Steinschloss des Mousquetons M 1777 mit gegossener Messingpfanne, mit links vom Hahn gewölbtem Schlossblech und entsprechendem Herzhahn. Die Batterieschlagfläche im oberen Viertel nach vorne gekröpft. Schlossbefestigung durch eine Schraube und einen Haken am Vorderende. Originaler, eiserner Ladestock mit nagelförmigem Kopf und Endgewinde. Herstellersignatur „Mre Rle de Tulle“ auf dem Schlossblech, darüber Stempel „C“ des Revisors Compas (1779-1806). Kontrollmarke „JR“ unter Krone des Kontrolleurs Jean Joseph Rouillard, in Tulle tätig von 1779 bis 1787 am Schaft links. Lauf, beide Kolbenbügel und Schloss mit schöner PatinaGesamtlänge 335 mm, Lauflänge 188 mm, Schlosslänge 122 mm, Kaliber des glatten Laufs 17,9 mm, Gewicht 1.066 g.
Die Marinepistole 1779 ist gewissermaßen das Pendant zur wenig geliebten Kavalleriepistole 1777, von der sie, wenn auch nicht in allen Details konstruktiv beeinflusst sein dürfte. Auffallend ist das viel zu groß wirkende Steinschloss, dessen Schlossplatine links vom Hahn treppenförmig abgeschnitten wurde. Ursache dafür war der Zeitdruck, unter dem sowohl die Marineleitung, aber auch die Manufaktur Tulle aufgrund der Vertragsbedingungen stand und der zu sofortigem Handeln zwang. Der Umstand, dass der Manufaktur ausgerechnet zu dieser Zeit Schloss-Schmiede fehlten und dass man auch nicht auf etwa vorhandene Teile aus einer vorausgegangenen Pistolenproduktion zurückgreifen konnte, beeinflusste die Konzeption und Fertigung dieses ersten Pistolenmusters für die Marine nachhaltigst. So hat man zu Anfang der Produktion der Pistole Steinschlösser des Karabiners M 1777 der schweren Kavallerie verwendet, die wegen ihrer Größe naturgemäß nicht mit den beengten Erfordernissen einer Pistole in Einklang standen. Man kam also nicht umhin hier korrigierend einzugreifen und die Schlossplatine entsprechend zu kürzen. Die Fertigung des ersten Modells hat man 1779 auf 300 Exemplare jährlich festgelegt. Da 1782 bereits die Produktion des verbesserten 2. Modells einsetzte, bedeutete dies für das 1. Modell eine Produktionsmenge von lediglich ca. 1200 Pistolen insgesamt.