Frankreich, Kavalleriepistole 1763/66 3. Modell Manufactur de Libreville

Frankreich, Kavalleriepistole 1763/66 3. Modell Manufactur de Libreville
Nummer: 0823 VERKAUFT

Frankreich, Kavalleriepistole 1763/66 3. Modell Manufactur de Libreville

Dies ist die letzte Version der 1763 normierten Pistole der französischen Kavallerie. Aus Materialgründen erhielt sie Eisenbeschläge
Dunkler Nussbaumvollschaft mit Eisenbeschlägen, diese bestehend aus doppelbündigem, rechtsseitig federarretiertem Laufring mit Ladestocktrichter, Abzugsbügel, Kolbenkappe und gewölbtem Schlossgegenblech für zwei Schrauben. Runder, am Pulversack seitlich abgeflachter Lauf mit rund endendem Schwanzschraubenblatt; dieses deutlich beschriftet „M 1763“.  Steinschloss M 1763/66 mit flachem Herzhahn, eckiger Eisenpfanne und flachem Schlossblech, dieses mit kursiver Herstellersignatur „Manufacture de Libreville“. Über der Herstellersignatur der Stempel „L3“ eines unbekannten Kontrolleurs. Gute Schlossfunktion. Eiserner  Ladestock mit nagelförmigem Stoßkopf, aber ohne Endgewinde

Gesamtlänge 403mm, Lauflänge 226mm, Länge des Laufrings 95mm, Kaliber des glatten Laufs 17,8mm

Die in vielen Eingaben an das Kriegsministerium manifestierte Unzufriedenheit der französischen Reiterregimenter mit der eigenwilligen Kastenschlosspistole M 1777, die in den ganzen Jahren seit ihrer Einführung auf fast einhellige Ablehnung gestoßen war, führte schließlich dazu, daß deren Fertigung im Jahre 1792 eingestellt und auch in der Zeit der Revolution trotz immensen Waffenbedarfs nicht mehr aufgenommen worden ist. Allerdings, so ist zu vermuten, wurde damit weniger der Unbeliebtheit dieser Waffe Rechnung getragen, als vielmehr der komplizierten, rohstoffintensiven und damit teuren Herstellung ihres Schlosskastens.

So geschah etwas, was in der Militärtechnik eigentlich nie oder nur sehr selten geschieht: Das Alte ersetzt das Neue. Man erinnerte sich an die längst ausgemusterte Pistole M 1763/66 und begann diese in neuer Aufmachung wieder zu fertigen. Dabei entschied man sich aus Sparsamkeitsgründen, die ehemals vorhandenen Messingbeschläge aus Eisen zu fertigen. Auch entfiel angeblich die den Ladestock im Schaft fixierende Feder, ein Fakt, der jedoch durch die hier angebotene Pistole widerlegt wird. Alle weiteren Details und Dimensionen entsprachen in etwa dem alten, messingbeschlagenen Vorbild.

Der Bedarf an neuen Pistolen war erheblich. Da die alte Pistole M 1777 offensichtlich nicht mehr weiterverwendet wurde, gleichzeitig die Kavallerietruppe erheblich verstärkt werden sollte, bedeutete dies einen erheblichen Bedarf an neuen Pistolen. Bei Ausbruch der Revolution gliederte sich die französische Kavallerie in 62 Regimenter mit ca. 30.000 Mann, wobei die Kopfstärke je Regiment selten mehr als 450 Mann betrug. Zwischen 1792 und 1794 wuchs dann die Zahl der Regimenter auf 86 an, was einer Gesamtstärke von ca. 38.700 Mann entsprach . Ob diese Zahlen allerdings erreicht wurden, ist fraglich. Diesbezüglich ist zu bedenken, daß die Aufstellung von Infanterie-Regimentern relativ einfach war, sieht man einmal von der Beschaffung der notwendigen Ausrüstung ab. Eine Vermehrung der Kavalleriestärke war hingegen weitaus schwieriger. Zum einen musste die entsprechende Anzahl an Pferden bereitgestellt werden, zum andern musste man Mannschaften finden, die das Reiterhandwerk beherrschten und in der Lage waren, zu Pferd zu kämpfen, d.h. im Umgang mit dem Pferd und mit der Blankwaffe ausgebildet waren. Dies alleine war mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden, so daß die angegebenen Zahlen eher nach unten zu korrigieren sind.

Tatsächlich erging im Jahre 1795 eine Bestellung über 35.000 Paar Pistolen des Modells 1763/66 an die Manufaktur Charleville, der zwei Jahre später ein weiterer, in der Literatur allerdings nicht näher quantifizierter Auftrag folgte . Da die Stadt Charleville ihren Namen per Beschluss des Stadtrats vom 23. Brumaire des Jahres II (13. November 1793) in "Libreville" geändert hatte, wurden die in der dortigen Manufaktur gefertigten Pistolen auf dem Schloßblech mit "Manufacture de Libreville" signiert. Ab dem Jahre VI der Revolution tauchte dann wieder der ehemalige Namen "Charleville" in Verbindung mit dem Namen des die Manufaktur betreibenden Unternehmers auf.

Vergl. hierzu: Udo Lander, Revolutionär und zukunftsträchtig, drei französische Pistolen aus der Zeit der Revolution, in DWJ 5/1992

J. Boudriot, Les Pistolets 1763-66 in Gazette des Armes N°32, 11/1975, S.35ff

Lander/Höfele, Französische Ordonnanzpistolen 1733 bis 1870, Gröbenzell 2002, S.31 ff