Sehr kleine Taschenpistole im Chien-de-Mer-Stil, gefertigt in Tulle für einen Marineoffizier

Sehr kleine Taschenpistole im Chien-de-Mer-Stil, gefertigt in Tulle für einen Marineoffizier
Nummer: 0667

Sehr kleine Taschenpistole im Chien-de-Mer-Stil, gefertigt in Tulle für einen Marineoffizier

3.250,00 €

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Sehr kleine Taschenpistole im Chien-de-Mer-Stil, gefertigt in Tulle für einen MarineoffizierSehr kleine Taschenpistole im Chien-de-Mer-Stil, gefertigt in Tulle für einen MarineoffizierSehr kleine Taschenpistole im Chien-de-Mer-Stil, gefertigt in Tulle für einen Marineoffizier
Außergewöhnlich aufwändig gearbeitete Marine-Offizierpistole
Nussbaum-Halbschaft mit Kolbenabschluss in Form eines Seehundskopfes. Messingbeschläge bestehend aus Laufring mit aufgesetztem Korn und integriertem, bis zum Kolben reichendem Unterbügel, Abzugsbügel, Kolbenoberbügel und Schlossgegenblech für zwei Schlossschrauben. Runder, in der hinteren Hälfte seitlich abgeflachter, gebläuter Lauf mit Goldtauschierung in Form einer Sonne. Eiserner, originaler Gürtelhaken mit Fixpunkt an der hinteren Schlossschraube. Steinschloss mit gewölbtem Schlossblech, entsprechendem Schwanenhalshahn, gerundeter Pfanne mit Steg zum Batterielager und Herstelleradresse "Tulle" unterhalb der Pfanne. Der Fuß der Batterie nach oben eingerollt. Zugehöriger Originalladestock aus Eisen. 
Gesamtlänge 195 mm, Lauflänge 95 mm, Kaliber des glatten Laufs 13 mm, Gesamtgewicht 358 g. 
In der Manufaktur von Tulle war es den Büchsenmachern erlaubt, neben ihrer vertraglichen Arbeit in der Fabrik auch einen eigenen Laden sowie eine eigene Werkstatt in der Stadt zu unterhalten. Es war ihnen sogar freigestellt, die von ihnen auf Grund ihres mit der Manufaktur geschlossenen Arbeitsvertrages anzufertigenden Stückzahlen an Einzelteilen nicht unbedingt an ihrem Arbeitsplatz in der Manufaktur, sondern in ihrer eigenen Werkstatt zu produzieren und von da an die Manufaktur zu liefern.

Einer dieser Handwerker und Ladenbesitzer war der Büchsenmacher Duché aus Tulle, welcher im Jahr 1780 eine gewinnträchtige Marktlücke entdeckte und nutzte, indem er begann, für die standesbewussten Herrn Marineoffiziere spezielle Pistolen mit Schäften herzustellen, deren Kolben in stilisierten Seehundsköpfen endeten. Diese eigenartigen Steinschlosspistolen, die in den allermeisten Fällen als Paare verkauft wurden, entsprachen von ihrer Konstruktion her der Bordpistole 1779, waren in der Regel her deutlich kleiner gehalten und besaßen entweder eine normale Kolbenform mit entsprechender Kolbenkappe oder aber den bereits erwähnten Seehundskopf. Dieser sollte als Ausdruck der maritimen Traditionen der französischen Marine und der Verbundenheit des Pistolenbesitzers zu seinem Beruf verstanden werden.

Das Geschäft mit diesen „Chien de Mer“-Pistolenlief offenbar so gut, dass die Produkttion nicht nur auf den Büchsenmacher Duché beschränkt blieb. Zahlreiche Hersteller in Tulle, wie z.B. Amat, Collet, Dauphiné, D´saga, Gillet, Machat, Muchot, Menoz, Pauphile, Piron, Saugon und andere versuchten, sich von diesem vielversprechenden Kuchen ein Stück abzuschneiden. Die in der Regel, paarweise gefertigten Pistolen trugen dabei – wenn auch nicht immer – auf dem Schlossblech einer Pistole den Namen des Büchsenmachers, die andere zeigte die Ortsangabe „Tulle“

Vergl. hierzu Lander/Höfele, Französische Ordonnanzpistolen 1733-1870, Gröbenzell 2002