Frankreich, Marinepistole 1786, 2. Modell

Frankreich, Marinepistole 1786, 2. Modell
Nummer: 0755 VERKAUFT

Frankreich, Marinepistole 1786, 2. Modell

Frankreich, Marinepistole 1786, 2. ModellFrankreich, Marinepistole 1786, 2. ModellFrankreich, Marinepistole 1786, 2. Modell
Das zweite Modell dieser heute raren Pistole unterscheidet sich von ihrem Vorgänger aus dem Ancien Régime durch eine gegossene Messingpfanne und einen nicht mehr tromlonierten Lauf. 
Nussbaum-Halbschaft mit stark kupferhaltigen Messingbeschlägen, diese bestehend aus massivem Laufring mit linksseitigem Verbindungssteg zur vorderen Schlosshalteschraube, Abzugsbügel mit vorderer und hinterer Verlängerung, Kolbenkappe und s-förmigem, gewölbtem Schlossgegenblech. Oberer Kolbenbügel und Abzugsblech aus Eisen. Gürtelhaken an der linken Seite, fixiert durch die hintere Schlossschraube und einen Nocken, welcher in ein Loch des Schlossgegenblechs eingreift. Runder Lauf mit seitlichen Flachschliffen am Pulversack, an der Mündung nicht mehr trombloniert. Steinschloss mit Schlossblech M 1777, mit gegossener Messingpfanne mit Feuerschirm an der dem Hahn zugewandten Seite. Batterie mit eingerolltem Fuß. Gute Schlossfunktion. Originaler, eiserner Ladestock mit nagelförmigem Kopf und Endgewinde. „Herstellersignatur „Mre Nle de Tulle“(Manufacture Nationale de Tulle) auf dem Schlossblech außen. Kontrollstempel „D“ und „L6“ am Lauf links oben, Stempel „RPF“ (République Francaise) am Schaft links

Gesamtlänge 405 mm, Lauflänge 230 mm, Kaliber des glatten Laufs 17,5mm, Schlosslänge 138 mm, Gewicht 1334 g

Die französische Marinepistole M 1786 wurde noch in den letzten Jahren der Ersten Republik nachhaltigen Modellpflegemaßnahmen unterzogen. Die hier vorgestellte Pistole unterscheidet sich als 2. Variante zumindest in einem Details recht deutlich vom früheren Pistolenmuster dieses Typs: Die bisher aus Eisen geschmiedete Pfanne ist durch eine gegossene Messingpfanne ersetzt.

Während der Revolutionsjahre wurden in der Manufaktur Tulle insgesamt 5.909 Pistolen M 1786 in Auftrag gegeben und sicherlich auch in gleicher Menge produziert. Dazuzuzählen sind nochmals ca. 2.000 Pistolen der ersten Fertigungsepoche während des Ancien Régime von 1787 bis 1791 sowie 796 Pistolen aus der Zeit des Kaiserreichs bis 1806.

Zu berücksichtigen ist schließlich, daß mit der Einführung des Nachfolgemodells, der Pistole M an 13 mit Gürtelhaken, die bisher aktuellen Pistolen M 1786 sicherlich nicht aufs Altenteil wanderten. In der Zeit der Revolutionskriege und der daran anschließenden, nicht enden wollenden napoleonischen Kriege wurden die "alten" Marinepistolen, so ist anzunehmen, bis zur Unbrauchbarkeit weiterverwendet, soweit sie nicht verloren gingen. Gerade diese letzte Möglichkeit ist angesichts der vielen Seegefechte und Seeschlachten gegen die sich immer mehr als überlegen erweisende englische Flotte nicht von der Hand zu weisen. Nicht zuletzt der Seeschlacht bei Trafalgar im Oktober 1805, die der englischen Flotte endgültig die Vorherrschaft über die Meere sicherte, dürfte ein stattlicher Teil der französischen Marinepistolen M 1786 zum Opfer gefallen sein. Daraus und aus den oben genannten Zahlen wird offenkundig, daß die Marinepistole M 1786 mit gerade mal annähernd 9000 Gesamtexemplaren, verteilt auf einen Herstellungs- und vor allem Verwendungszeitraum von rund 19 Jahren, heute mit zu den rarsten französischen Ordonnanzpistolen überhaupt zählt.

Die vorliegende Pistole trägt am Lauf den Kontrollstempel „L6“, was für das Jahr 6 der Freiheit (an 6 de la Liberté) stehen könnte.