Frankreich, Kavalleriepistole 1763/66, 3. Modell Fertigung Gosuin in Charleville

Frankreich, Kavalleriepistole 1763/66, 3. Modell Fertigung Gosuin in Charleville
Nummer: 0649 VERKAUFT

Frankreich, Kavalleriepistole 1763/66, 3. Modell Fertigung Gosuin in Charleville

Frankreich, Kavalleriepistole 1763/66, 3. Modell Fertigung Gosuin in CharlevilleFrankreich, Kavalleriepistole 1763/66, 3. Modell Fertigung Gosuin in CharlevilleFrankreich, Kavalleriepistole 1763/66, 3. Modell Fertigung Gosuin in Charleville
Ungewöhnlich gut erhaltenes Exemplar dieser während der Revolution gefertigten Pistole
Sehr gut erhaltener Nussbaumvollschaft mit noch scharfen Kanten und Eisenbeschlägen, diese bestehend aus doppelbündigem, rechtsseitig federarretiertem Laufring mit Ladestocktrichter, gewölbtem Schlossgegenblech für zwei Schrauben, einteiligem Abzugsbügel und Kolbenkappe. Runder, am Pulversack seitlich abgeflachter Lauf mit rund endendem Schwanzschraubenblatt; dieses beschriftet „M 1763“. Steinschloss M 1763/66 mit flachem Herzhahn, eckiger Eisenpfanne mit Steg zum Batterielager und flachem Schlossblech, dieses mit kursiver Herstellersignatur „MN Gosuin à Charleville“ unter Kontrollstempel „F“. Gute und stramme Schlossfunktion. Eiserner Ladestock mit nagelförmigem Kopf und Endgewinde.

Gesamtlänge 400 mm, Lauflänge 228 mm, Länge des Laufrings 96 mm, Kaliber des glatten Laufs 17,7mm, Gewicht 1121 g

Der Bedarf an neuen Pistolen durch die Levée en Masse war erheblich. Bei Ausbruch der Revolution gliederte sich die französische Kavallerie in 62 Regimenter mit ca. 30.000 Mann, wobei die Kopfstärke je Regiment selten mehr als 450 Mann betrug. Zwischen 1792 und 1794 wuchs dann die Zahl der Regimenter auf 86 an, was einer Gesamtstärke von ca. 38.700 Mann entsprach. Ob diese Zahlen allerdings erreicht wurden, ist fraglich. Diesbezüglich ist zu bedenken, daß die Aufstellung von Infanterie-Regimentern relativ einfach war, sieht man einmal von der Beschaffung der notwendigen Ausrüstung ab. Eine Vermehrung der Kavalleriestärke war hingegen weitaus schwieriger. Zum einen musste die entsprechende Anzahl an Pferden bereitgestellt werden, zum andern musste man Mannschaften finden, die das Reiterhandwerk beherrschten und in der Lage waren, zu Pferd zu kämpfen, d.h. im Umgang mit dem Pferd und mit der Blankwaffe ausgebildet waren. Dies alleine war mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden, so daß die angegebenen Zahlen eher nach unten zu korrigieren sind.

Tatsächlich erging im Jahre 1795 eine Bestellung über 35.000 Paar Pistolen des Modells 1763/66 an die Manufaktur Charleville, die seit 1794 von Jean Marie Gosuin als Unternehmer geleitet wurde. Zwei Jahre später folgte ein weiterer, in der Literatur allerdings nicht näher quantifizierter Auftrag. Da die Stadt Charleville ihren Namen per Beschluss des Stadtrats vom 23. Brumaire des Jahres II (13. November 1793) in "Libreville" geändert hatte, wurden die in der dortigen Manufaktur gefertigten Pistolen auf dem Schloßblech mit "Manufacture de Libreville" signiert. Ab dem Jahre VI der Revolution (1797/98) tauchte dann wieder der ehemalige Namen "Charleville" auf, nun aber in Verbindung mit dem Namen des die Manufaktur betreibenden Unternehmers Jean Marie Gosuin. Da Gosuin Charleville 1799 verlassen hat, muss die sehr gut verhaltene Pistole in der Zeit zwischen September 1797 und 1799 gefertigt worden sein.