Preußen, ZN-Jägerbüchse M/65, Fertigung Soemmerda NvD 1866
Die 1866 gefertigte Zündnadel-Büchse ist vermulich während des Krieges 1870/71 verlorengegangen und wurde deshalb nicht den ab 1873 einsetzenden Änderungsmaßnahme nach Beck unterzogen.
Nussbaum-Vollschaft ohne Kolbenbacke. Messingbeschläge, diese bestehend aus halber Vorderschaftkappe, zwei Putzstockröhrchen und typischem Abzugsbügel mit Handauflage. Kolbenblech und Abzugsblech aus Eisen. Hintere Riemenöse in die Kolbenunterseite eingeschraubt, vordere Riemenöse durch den Vorderschaft gehend, ihre Schraube fixiert zugleich den Lauf im Schaftbett. Lauf-Schaft-Verbindung durch Kreuzschraube, Laufhalteschraube, vordere Riemenöse, einen Laufschieber und das halbe Nasenband. Lauf und Verschlussgehäuse nachbräuniert. Herstellersignatur „Soemmerda NvD“ am Verschlussgehäuse links, darunter Modellbezeichnung „Z.B.Mod.65.“Fertigungsjahr „1866“ am Verschlussgehäuse rechts. Ausgabejahr „1867“ am Verschlussgehäuse rechts.. Superrevisionsstempel „FW“ unter Krone und „LA“ für „Langer Anschlag“ am Kolben rechts. Dreyse-Zündnadelverschluss mit Stechereinrichtung, diese mit sehr guter Funktion. Das Laufinnere ohne Narben, glatt. Auf dem Patronenlager Visiereinrichtung mit vier Klappen, zugehöriges Korn verschiebbar in Schwalbenschwanzpassung auf dem Lauf. Rechts am Lauf Aufpflanznocken für den Hirschfänger M/65. Seriennummer „7413“ am Patronenlager links, am Schlösschen sowie an der Kolbenkappe. Zugehöriger, originaler, mehrfach kontrollgestempelter Reinigungsstock. Truppenteilsignatur „1.J.3.133“ auf der Nase des Kolbenblechs
Die mit den Versuchs-Zündnadelbüchsen M/62 gemachten Erfahrungen im Krieg 1864 gegen Dänemark und anlässlich der Auseinandersetzungen mit den polnischen Aufstanden an der preußisch/polnischen Grenze führten nach Ende der Kampfhandlungen sehr schnell zur offiziellen Einführung der aus der Versuchswaffe weiterentwickelten Zündnadel-Jägerbüchse M/65 bereits im April 1865. Der zugehörige „Leitfaden“ wurde allerdings erst 1869 veröffentlicht. Als erste erhielten im Oktober 1865 das Jäger-Bataillon v. Neumann (1. Schlesisches) N° 5 und das 2. Schlesische Jäger-Bataillon N° 6 jeweils 500 der neuen Büchsen M/65. Die anderen Bataillone erhielten ihre neuen Waffen zwischen 1866 und 1868, so daß die gesamten preußischen Jäger-Bataillone vor Beginn des deutsch/französischen Krieges mit dieser neuen Büchse ausgerüstet waren. Am Tage der Mobilmachung waren bei der Truppe insgesamt 17 150, in den Artilleriedepots 7 875 Zündnadel-Büchsen M/65 vorhanden, während 4 871 Büchsen noch als Zugang aus den Gewehrfabriken zu erwarten waren.Erst nach Beendigung des Krieges gegen Frankreich begann die Umänderung der Büchsen auf das System Beck. Als Übergangsbewaffnung wurden diese dann an die abgebenden Jäger-Bataillone zurücküberwiesen und verblieben dort bis zur Übernahme der neu entwickelten Büchse M/71.Das vorliegende Stück gehörte ausweislich des Truppenstempels als N°133 zum Bestand der 3. Kompanie des Ostpreußischen Jägerbataillons N°1, welches zum XX. AK gehörte und in Braunsberg stationiert war.