Preußen, ZN-Infanteriegewehr M/62, Fertigung ERFURT 1864
Diese Waffe war offensichtlich nie bei der Truppe und hat sich deshalb in sehr gutem Zustand erhalten
Original gebräunter Lauf mit Zylinderverschluss System Dreyse, Patronenlager und Laufinneres entsprechen dem Gewehr M/41. Nussbaumschaft mit nur geringsten Lagerspuren. Messingbeschläge, diese bestehend aus drei rechtsseitig federarretierten Laufringen und Abzugsbügel mit Handauflage. Kolben- und Abzugsblech aus Eisen. Korn 30mm vor der Mündung ist zugleich Bajonetthaft. Standvisier (350 Schritt) mit kleiner Klappe (550 Schritt) und großer Klappe mit Segmentdurchbruch (600 Schritt) und oberer Kimme (800 Schritt). Originaler, stählerner Putz- und Entladestock mit gezacktem Ende und Kugelkopf. Kolben mit kurzem Anschlag, entsprechende Stempelung „K.A.“ an der rechten Kolbenseite.. Herstellersignatur „ERFURT“ unter Adler am Verschlussgehäuse links. Baujahr „1864.“ am Verschlussgehäuse rechts. Superrevisionsstempel „FW“ unter Krone am Patronenlager links und am Kolben rechts. Seriennummer „6685“ an Patronenlager, Verschlusshülse und Schlösschen jeweils links. Waffe nummerngleich. Sehr gute Funktion des Verschlusses Gesamtlänge 1360mm, Lauflänge bis Hülse 800mm, Kaliber des gezogenen Laufs 15,43mm, 4 Züge.
Nach nahezu 14 Jahren Truppenalltag waren die seit 1848 verausgabten Gewehre M/41 durch friedenszeitliche Gefechtsausbildung und reges Putzen erheblich verschlissen, so daß es an der Zeit war, über die Einführung eines neuen und in wenigen Dingen auch verbesserten Gewehrmodells nachzudenken. Nach entsprechenden Versuchen wurde das Zündnadel-Infanteriegewehr M/62 mit Kabinettsordre vom 28. Juli 1862 eingeführt. Gleichzeitig lief die Produktion des Vorgängermodells M/41 langsam aus. Das neue Gewehr unterschied sich vom bisher verwendeten Gewehr M/41 in zahlreichen Punkten, von denen die wichtigsten waren: Kürzung der Gesamtlänge um ca. 70-80mm der Lauf war von nun an bräuniert der Kolben hatte keine Backe mehr den Kolben gab es in zwei unterschiedlichen Längen, wobei der Unterschied von „KA“ (Kurzem Anschlag) zu „LA“ (Langem Anschlag) ca. 20mm ausmachte. Verlegung des Korns bis ca. 30mm vor die Mündung, es diente gleichzeitig als Bajonettwarze Entladestock mit kugeligem Kopf der erste Laufring hatte nur noch einen Bund die Visiereinrichtung ist in einem Schwalbenschwanz seitlich verschiebbar auf dem Lauf angebracht. Sie besteht aus Standvisier mit großer und kleiner Klappe, wobei die obere Kimme der großen Klappe für Entfernungen bis 800 Schritt vorgesehen war Um eine gleichzeitige und vor allem einheitliche Bewaffnung der Truppe zu gewährleisten, wurden die in den Gewehrfabriken fertiggestellten Gewehre M/62 zunächst an die Depots geliefert. Erst 1867 sind dann die neuen Gewehre zunächst an die Füsilierbataillone der 32 Infanterieregimenter ausgegeben worden, während die anderen Bataillone der Regimenter die neuen Waffen erst ein Jahr später erhielten. Zum Zeitpunkt der Mobilmachung gegen Frankreich im Jahre 1870 waren bei der Truppe 137.339 Gewehre M/62 vorhanden, während weitere 254.474 als Reserve in den preußischen Depots auf ihren Einsatz warteten. Die Veränderungen des Gewehrs M/62 gegenüber dem alten Infanteriegewehr M/41 bestanden u.a. in produktionstechnischen Verbesserungen, einer reduzierten Gesamtlänge (bei fast gleichbleibendem Gewicht), einem anderen Putz- und Entladestock und einer verbesserten Bajonettfixierung.Das hier vorgestellte zeigt kein Ausgabejahr am Verschluss, so dass davon auszugehen ist, dass es nie bei der Truppe war. Diesem Fakt entspricht auch das Nichtvorhandensein eines Truppenstempels und der gute Gesamtzustand der Waffe.