Bayern, Kavalleriepistole 1804, Fertigung Suhl
Nur wenige Exemplare dieses Waffenmusters haben sich in der ursprünglichen Steinschlossversion erhalten
Nussbaum-Vollschaft mit Eisenbeschlägen, diese bestehend aus an der Laufunterseite federfixiertem, doppelbündigem Laufring, Abzugsbügel mit vorderer und hinterer Verlängerung, doppelt verschraubter Kolbenkappe und flachem, s-förmigem Schlossgegenblech. Steinschloss M 1804 nach französischer Form mit gewölbtem Herzhahn, entsprechender Schlossplatine und gegossener Messingpfanne. Die Schlagfläche der Batterie im oberen Teil nach vorne abgewinkelt. Die Schlossplatine ohne Herstellersignatur. Runder, am Pulversack kantiger Lauf Ovalkorn aus Messing auf dem hinteren Bund des Laufrings. Hersteller/Kontrollstempel „S unter Lilie“ am Lauf oben, vermutlich Marke von Georg Spangenberg/Suhl. Gesamtlänge 390 mm, Lauflänge 22 2mm, Kaliber des glatten Laufs 17,97 mm, Gewicht 1.249 g.
Die Produktion der neuen Pistole für die bayerische Reiterei begann in der Gewehrfabrik Amberg und in Fortschau erst im Jahr 1806. Bis 1816 sind in Amberg insgesamt 5827 Steinschlosspistolen M 1804 gefertigt worden. Die Fertigungskapazitäten von Fortschau und Amberg konnten den gewaltigen Waffenbedarf der bayerischen Armee jedoch keineswegs decken. So blieb der bayerischen Militärverwaltung in dieser Situation nichts anderes übrig, als sich an die leistungsfähige Suhler Waffenindustrie zu wenden. So kam es zu Lieferverträgen mit den dortigen Fabrikanten Georg Spangenberg und Heinrich Anschütz, die zwischen 1806 und 1818 unter anderem mehr als 10,000 Pistolen des Modells 1804 nach Bayern lieferten. Viele dieser Steinschlosswaffen haben sich in ihrer ursprünglichen Form bis heute jedoch nicht erhalten, nahezu der gesamte Bestand wurde in den 1840er Jahren auf das Perkussionssystem umgebaut. Vergleiche hierzu Reckendorf, Die bayerischen Handfeuerwaffen, Dortmund 1998 und Udo Lander, Bayerische Steinschlosspistolen M 1804 in DWJ 12/2013