Oldenburg, Dragonerpistole 1849, Fertigung Wichmann/Oldenburg
Diese Kolbenpistole ist heute eine der rarsten Kavalleriefeuerwaffen aus der Zeit des Deutschen Bundes
Nussbaum-Vollschaft mit Eisenbeschlägen, bestehend aus von unten verschraubtem Laufring, Unterbügel, Abzugsbügel mit Fingermulde, Kupplungsplatte für den Ansteckkolben und Unterlagen aus Messinge für zwei Schlossschrauben. Rückliegendes, bündig im Schaft eingepasstes Perkussionsschloss mit Herstellersignatur „I.H. WICHMANN IN OLDENBURG“ in Banderole. In der hinteren Hälfte kantiger, dann runder Damastlauf mit Basküle und Patentschwanzschraube mit Thouvenin’schem Dorn. In der Basküle mit Standvisier ein seitlich verschiebbarer Sicherungsbolzen, welcher nach rechts geschoben, den Hahnweg blockiert. Seriennummer „41“ auf Lauf, Schloss, Patentschwanzschraube, Schrauben und Beschlägen, Länge ohne Kolben 450 mm, Lauflänge 260 mm, Schlosslänge 120 mm, Kaliber des gezogenen Laufs 14,3 mm, 4 Züge, Gewicht mit Kolben 2.144 g
Über die Menge der von J. H. Wichmann in Oldenburg gefertigten Perkussionspistole mit Anschlagschaft sind leider keine exakten Stückzahlen nachgewiesen. Das oldenburgische Dragoner-Regiment hatte zunächst 4 Eskadrons mit je 6 Gefreiten und 77 Mannschaften, doch die 4. Eskadron wurde am 1.Dezember 1850 wieder aufgelöst und das Regiment auf die nach der Bundeskriegsverfassung gerade noch zulässige, geringste Stärke von nur 225 Mann gebracht. Unter Zugrundelegung der Stärke des Dragoner-Regiments von 225 Mann kann man davon ausgehen, dass zumindest diese Anzahl an Pistolen gefertigt wurde. Da auch die Berittenen der Artillerie eine solche Pistole erhielten, dürfte die Produktionszahl inklusive einer gewissen Zeughausreserve wahrscheinlich etwa 470 Pistolen betragen haben. In der Truppe verblieben diese Pistolen bis 1861, sie wurden danach an US-amerikanische Aufkäufer veräußert und im dortigen Bürgerkrieg verschlissen, was zusammen mit ihrer geringen Produktionsmenge ihre heutige, außerordentliche Seltenheit erklärt. Anzumerken ist abschließend, dass auch der Kolben der Hamburger Spitzkugel-Dornpistolen 1855 und 1861 an die Wichmann-Pistole ansteckbar ist, deren Kolben sich jedoch zumindest in der Form der Backe unterscheidet: Während die Kolbenbacke der oldenburgischen Pistole kantig gearbeitet ist, wurde derjenige der Hamburger Pistole rund ausgeführt. Da an der angebotenen Waffe keine Truppenstempelung vorhanden ist, ist davon auszugehen, dass sie nicht ausgegeben worden ist.