Preußen, Kürassierpistole 1731 POTZDAMMAGAZ S&D
Imposante und sehr gut erhaltene Pistole der preußischen Kürassiere aus der Regierungszeit des Soldatenkönigs Friedrich Wilhelm I.
Mittelbrauner Nussbaumvollschaft mit rautenförmigen Verschneidungen um Schloss, Schlange und Schwanzschraubenblatt. Besitzermonogramm „VLS“ am Vorderschaft rechts. Schlossöffnung im Schaft unterhalb der Abzugsstange etwas vergrößert. Messingbeschläge, bestehend aus halbem Vorderschaftband, zwei eckigen, an den Enden gewulsteten Ladestockröhrchen, einteiligem Abzugsbügel mit hinterer und vorderer Verlängerung, facettierter Kolbenkappe mit langen seitlichen Sporen und ovalem Nagel sowie schlangenförmigem Schlossgegenblech mit abgeschrägten Kanten für drei Schrauben. Auf dem Kolbenrücken ovales Daumenblech aus Messing mit Herrscherchiffre „FWR“ unter Krone. Steinschloss M 1731 mit flachem, an den Kanten abgeschrägtem Schlossblech, ebensolchem Schwanenhalshahn und Eisenpfanne, diese facettiert und ohne Verbindung zur Batterie. Herstellersignatur „POTZDAMMAGAZ“ auf dem Schlossblech außen und „SetD“ an der unteren Kante. Die Batterieschlagfläche oben gerade abgeschnitten. Runder, am Pulversack kanellierter Lauf mit eingefeilter Kimme im Schwanzschraubenblatt. Messingkorn auf dem Lauf, 40 mm hinter der Mündung. zwei stilisierte Adlermarken sehr schwach an der Laufoberseite. Möglicherweise ergänzter hölzerner Ladestock. Lauf/Schaft-Verbindung durch Kreuzschraube und zwei Stifte/Ösen.Gesamtlänge 554 mm, Lauflänge 357 mm, Schlosslänge 142mm, Schlossbreite 26,5mm, Schlangenlänge 133mm, Kaliber des glatten Laufs 17,6 mm.
Der Produktionsauftrag für diese Waffe erging am 16. September 1731 – also noch in der Regierungszeit Friedrich Wilhelms I. – und belief sich auf je 146 Paar Pistolen für 60 Eskadrons Kavallerie (Reutter) und 42 Eskadrons Dragoner – insgesamt 29 784 Steinschlosspistolen M 1731. Im Laufe der langen Fertigungszeit von 1731 bis 1789 ergaben sich stilistische Änderungen, die es erlauben, die Pistole M 1731 einer frühen, mittleren und späten Herstellungsperiode zuzuordnen. Die frühen Pistolen hatten im Gegensatz zu den folgenden Fertigungen ein relativ stark gebogenes Schlossblech, das zur Kolbenseite hin spitz zulief. Darüber hinaus besaßen diese frühen Pistolen an der Oberkante des Schlossblechs zwischen Hahn und Pfanne Ziereinfeilungen, wie sie zu jener Zeit aus Frankreich kommend, hauptsächlich an Jagdpistolen Mode war. Noch gegen Ende der Regierungszeit von Friedrich Wilhelm I, generell aber mit dem Regierungsantritt Friedrichs des Großen im Jahre 1740 änderte sich bei neu gefertigten Pistolen das Schlossblech dahingehend, daß es weniger stark gebogen war und das kolbenseitige Ende nicht mehr spitz, sondern nahezu rund mit einem Zipfel auslief. Der letzte oder späte Typ der Pistole M 1731 erhielt schließlich einem im Gegensatz zu den bis dahin produzierten Waffen nicht mehr runden Kolbenabschluss, sondern die Kolbenkappe war nun an den Seiten ziemlich abgeflacht und näherte sich damit bereits der Form des Nachfolgemodells M 1789. Udo Lander (Bearb.), Pistole M 1731 für Kürassiere und Dragoner, in Militärstadt Spandau, Zentrum der preußischen Waffenproduktion 1723 bis 1918, Berlin 1998, S.213.