Sachsen, Kavalleriepistole 1763/67, Fertigung Martin Heym in Suhl mit linkem Schloss
Nummer: 0718 VERKAUFT
Sachsen, Kavalleriepistole 1763/67, Fertigung Martin Heym in Suhl mit linkem Schloss
Ordonnanzpistolen mit ihrem Steinschloss an der linken Seite sind in Europa außer in Sachsen nirgendwo nachweisbar.
Nussbaum-Vollschaft mit Messingbeschlägen, diese bestehend aus zwei an den Enden kanzellierten Ladestockröhrchen, halber, den Vorderschaft umschließender Vorderschaftkappe, zweifach gestiftetem Abzugsbügel, Kolbenkappe mit langen seitlichen Sporen sowie typisch sächsischem Schlossgegenblech für drei Schrauben. Runder, am Pulversack zweifach quer gerillter Lauf; Standkimme in das Schwanzschraubenblatt eingefeilt, Messing-Langkorn auf dem Lauf. Gerundetes, leicht gebogenes Schlossblech mit ebensolchem Schwanenhalshahn, runder, eiserner Pfanne mit entsprechendem Batteriedeckel. Hahnbefestigung mittels Hahnmutter entsprechend der Änderung 1767. Lauf/Schaft-Verbindung durch Kreuzschraube und zwei Laufstifte/-ösen. Kontrollmarke „MH“ (Martin Heym) ligiert schwach am Schwanzschraubenblatt. Suhler Marke am Schloss zwischen den Schenkeln der Batteriefeder. Truppenteilsignatur „1DR.OLVH N.5.“ an der Innenseite des Abzugsbügels. Der typisch sächsische Kolbenring wurde in der Gebrauchszeit entfernt.. Vermutlich originaler hölzerner Ladestock mit Messingtülle an der Stoßseite. Gesamtlänge 450 mm, Lauflänge 273 mm, Schlosslänge 137 mm, Länge des Schlossgegenblechs 125 mm, Kaliber des glatten Laufs 19,02 mm, Gewicht 1.404 g.
Analog zur Entwicklung der Pistole M 1763 für Offiziere der Kavallerie und Infanterie wurden bei den drei Suhler Lieferanten Witwe Heym & Sohn, Johann Wilhelm Spangenberg und Lorenz Sauer in allererster Linie natürlich Pistolen für die Mannschaften der berittenen Verbände produziert. Auch diese Waffen sind entsprechend dem mit Sachsen geschlossenen Vertrag paarweise geliefert worden und zwar so, dass jeweils eine Pistole das Schloss an der linken und die andere Pistole das Schloss an der rechten Seite hatte. Die hier vorgestellte, völlig original erhaltene, rechtsseitige Pistole M 1763/67 ist im Gegensatz zu den Pistolen mit linkem Schloss heute enorm selten. Dies hängt damit zusammen, dass mit Einführung des Nachfolgemusters, welches nur noch in der rechten Version gefertigt wurde, die linksschlössigen Pistolen in die Depots wanderten und dort für alle Zeit verblieben, während ihre rechtssgeschäfteten Pendants bei der Truppe verblieben und dort in den langen Kriegsjahren der Rheinbundzeit bis auf minimale Restbestände völlig verschlissen worden sind. Es sind sogar Exemplare bekannt, die in viel späterer Zeit noch auf das Perkussionssystem umgebaut wurden. Beim Truppenstempel im Abzugsbügel der Pistole handelt es sich um das "leichte Dragoner-Regiment v. Sacken", welches 1763 anstelle des 1756 aufgelösten Chevaulegers Regiments v. Rutowski mit 4 Eskadronen zu je 84 Mann neu errichtet wurde. 1790 wurde es dann in das Chevauleger Regiment v. Gersdorff umgewandelt.Die Buchstabenfolge lautet Ober Leutnant von Hennig (Karl Wilhelm Gustav v. Hennig), welcher im leichten Dragoner-Regiment von Sacken diente. Die No5 steht für Bekleidungsnummer 5. In Sachsen gab es bis 1867 den Begriff Waffennummer nicht!LiteraturThierbach: Die Handfeuerwaffen der sächsischen Armee, in Zeitschrift für historische Waffenkunde, H.5, Bd. III, S.131/132Schuster-Francke: Geschichte der sächsischen Armee, Leipzig 1885, S.152Lander/Brucksch, Ordonnanzpistolen und Karabiner der sächsischen Kavallerie vom 16. Jahrhundert bis 1888, Bonn 2012